Montag, 27. Oktober 2014

text /// Ablehnungsbescheid.

Sehr geehrte radikale Salafisten, Nationalsozialisten und gewaltbereite rechte Hooligans,


vielen Dank für Ihre Bewerbung auf unsere Stelle "Retter der Nation". Ihren Einsatz zur Schaffung einer besseren Gesellschaft verfolgen wir sehr interessiert. Egal ob politisch oder religiös motiviert: die Vergangenheit hat zu genüge gezeigt, dass Extremismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit in jedem Fall zu einem funktionierenden, florierenden, kulturfördernden, kunstschaffenden und gesunden Staatssystem gehören - ganz genau wie das versteckte Hakenkreuz zwischen den Hirnlappen und Hass in der Blutbahn.



Auch Ihre Vorstellung einer reinen Rasse oder Glaubensgemeinschaft ohne Verbindungen zu anderen Menschen und Staaten klingt durchaus interessant und gut umsetzbar. Gerne können Sie uns Ihre Vorschläge zur Rentenpolitik, Sozialpolitik, Innen- und Außenpolitik ohne Migration und eine Mitgliedschaft in einer internationalen Organisation zukommen lassen. Bringen Sie die Unterlagen doch bitte auf dem persönlichen Weg, selbstverständlich nur durch den Einsatz von heimischen Ressourcen, in unsere Büros.




Weiterhin danken wir Ihnen für den mutigen und nimmermüden Bildungsauftrag an all den verblendeten Mathematiklehrkräften, Universitäts-Professoren und Statistik-Studenten. Sie haben selbstverständlich völlig Recht, wenn Sie behaupten, dass die "Stimme des Volkes", die sich in ihrer Funktion als übernatürliche Erscheinung schon seit langem den Grundgesetzen von Gauß, Einstein und Ries entzieht und rhetorisch sogar in Hetz-Gesänge eingebunden werden kann, immer von einer radikalisierten, wirklichkeitsfremden und engstirnigen Minderheit ausgeht. Für diesen Augenöffner möchten wir Ihnen auch im Namen der mehr als achtzig Millionen "Gutmenschen" in Deutschland danken, die sich tatsächlich noch immer nicht für rechtes Gedankengut und religiösen und weltlichen Fremdenhass begeistern können. Allein Gewalt, Alkoholismus und möglichst plakative "Harte-Jungs"-Parolen gehören im Vergleich zu Kopftüchern, Religionsfreiheit und Weltoffenheit auf jeden Schulhof einer modernen Stadt.

Wir begrüßen ebenfalls Ihre Arbeit im Internet. Dummer Radikalismus ist auch in 140 Zeichen, einem Video oder auf Instagram noch immer dummer Radikalismus - nur leichter zugänglich. Das gilt für Ihre fanatischen Anhänger und möchtegern-arischen Kameraden, aber auch für alle, denen das Miteinander tatsächlich am Herzen liegt. Ihre Arbeit an einem Netzwerk aus talentlosen, verblendeten Journalisten, konservativen Think-Tanks und politischen Trittbrettfahrern liegt uns nun vor. Mit großer Freude müssen wir feststellen, dass es Ihnen in den vergangenen Jahren tatsächlich gelungen ist, die ganze Scheiße noch höher zu stapeln, als wir es für möglich gehalten hätten.

Leider müssen wir Ihnen dennoch mitteilen, dass die von Ihnen angesprochene Stelle "Retter der Nation" bei uns derzeit nicht vakant ist. Die Gründe dafür sind Ihnen sicher nur schwer beizubringen und verständlich zu machen. Die Frage, wer wen vor wem zu retten hätte, dürfen wir Ihnen aufgrund des Verdachts auf dann zugefügte Körper- und Gehirnverletzung nicht stellen. Dennoch sind wir der Auffassung, dass es zu viel von einem Schwein verlangt wäre, sich selbst gegen Bezahlung zu schlachten.

In der Kathedrale unserer Herzen wird immer eine Kerze für Sie brennen, nicht die hellste, aber immerhin eine. Das Gefühl sollte Ihnen ja bekannt sein.

Mit freundlichen Grüßen,

Anton Mila

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