Donnerstag, 21. Februar 2013

text /// Unser Applaus.


Dampf steigt auf. Regen trifft auf den weißen, sterilen Boden der Badewanne. Hinter mir ziehe ich den Duschvorhang zu, tauche ein in den warmen Schauer und schmecke das Salz, das aus meinen Haaren gelöst wird. Das Wasser fließt in kleinen Rinnsalen meinen Körper herunter, befeuchtet zuerst meine Schultern, meinen Nacken, meine Brust um sich dann in in unzähligen Bächen unter meinen Zehen zu sammeln. Ich schließe die Augen – der Regen klingt wie Applaus. Applaus für sie und mich.

Das Wasser brennt auf meiner Haut. Ich brauche diese Hitze um zu fühlen, dass ich fühlen kann. Alles andere ist seit Tagen und Wochen und Monaten stumpf und leer. Ich lehne an den kalten Fliesen und rieche ihren Duft, den ich eingesogen habe, mit jeder Pore und jeder Berührung. Doch meine eigene Haut widert mich an, der Geschmack ihrer Lippen ist plötzlich fad und falsch. Kraftlos rotieren meine Hände und massieren sie aus mir heraus – ihre Lippen auf meinem Hals, ihre Haare auf meiner Haut, ihre Finger an meinem Schwanz, die Erinnerung in meinem Kopf. Leblose Gedanken siechen mit jedem Tropfen, der auf mein Gesicht trifft, an meinem Körper herunter in die Weiten der Kanalisation. Und doch klebt der Dreck an mir wie ein Brandmal. Und ich versuche ihn abzureiben in der Hoffnung, nicht zu viel von mir selbst dabei zu verlieren. Denn ich will ganz und komplett und da sein.

Die Luft wird dicker, wässriger. Ich kann kaum atmen zwischen Duschkopf und Plastikvorhang. Nebel umschließt mich und ich fühle mich eingewattet und isoliert, weit weg von dir, weit weg von mir. Ich schreibe deinen Namen auf die beschlagenen Fliesen um dich bei mir zu haben. Wenigstens für einen Moment. Um wenigstens für einen Moment deinen Namen zu lesen. Und wenn ich die Augen schließe, sehe ich dich. Und die Erinnerung an sie verschwimmt in heißem Regen und Dampf. Meine Augen und meine Haut brennen.

'Dich, nicht sie' sage ich laut zu den Fliesen und dein Name blickt mich an.
'Dich, nur ohne sie' sagt dein Name auf den Fliesen.

Ich wasche sie ab, entferne sie von jedem Stück meines Körpers. Spüle all ihre Berührungen fort und entmachte die Vergangenheit in kochendem Wasser. Minuten und Stunden lang im warmen Regen. Und dann gibt es sie nicht mehr. Denn ich will ganz und komplett und da sein und nah sein. Für dich.

Und wenn ich die Augen schließe, klingt der Regen wie Applaus.
Applaus, der unserer sein sollte. Wenn du da wärst.







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